Die Förderung der sozialen Gerechtigkeit und einer Wirtschaft für das Leben, der sich unsere Bewegung in den nächsten vier Jahren verschrieben hat, ist nur möglich, wenn jeder Mann und jede Frau Zugang zu menschenwürdiger Arbeit erhält, d. h. zu einem Arbeitsplatz, einer angemessenen Entlohnung (Geld oder Sachleistungen), Sicherheit am Arbeitsplatz und gesunden Arbeitsbedingungen. Leider scheinen die Tendenzen der aktuellen weltpolitischen Lage die wenigen Errungenschaften und den kleinen Schritt, der bisher im Bereich der persönlichen Rechte und Freiheiten gemacht wurde, wieder zunichtemachen zu wollen. Der dramatische Aufstieg und die Versuche rechtsextremer Parteien, an die Macht zu kommen, stellen eine beispiellose Bedrohung für die Werte der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, der Gleichheit und der Fairness dar.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum Welttag für menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober 2024 schließen wir uns den Bewegungen in Europa in ihrer Erklärung gegen die Machtübernahme durch rechtsextreme Parteien und deren Auswirkungen auf die Wahrnehmung persönlicher Rechte und menschenwürdiger Arbeit an.
Für Demokratie und Menschenrechte
Sehen
Mit großer Sorge beobachten wir, die Mitgliedsorganisationen der WBCA, die Rückkehr einer rechtspopulistischen, ja teilweise rechtsextremen Politik in vielen unserer Länder. Arbeiterinnen und Arbeiter, einfache Angestellte und nicht selten Menschen in prekären Lebensverhältnissen erliegen immer häufiger den menschenverachtenden Parolen neo- und postfaschistischer Parteien weltweit. Selbst Gewerkschaftsmitglieder entwickeln Sympathien. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Hinwendung zu Rechtspopulismus und Rechtsextremismus mit der Würde des arbeitenden Menschen unvereinbar ist. Fast alle Parteien am rechten Rand des politischen Spektrums verfolgen eine extrem neoliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik. Sie umwerben Spitzenverdiener und Superreiche und leugnen die soziale Verpflichtung des Eigentums, insbesondere großer Vermögen. Zu ihrem Credo gehören die Macht des Marktes und ein Zurückdrängen sozialstaatlicher Verantwortung. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nur noch eingeschränkt arbeiten können, werden ebenso systematisch diffamiert wie Arbeitsmigranten. International führt der von diesen Parteien zur obersten Maxime erhobene Nationalismus bzw. der wirtschaftliche Aufstieg des eigenen Landes zu einer gnadenlosen weltweiten Konkurrenz um die billigsten Arbeitskosten. Wer sie wählt, entscheidet sich gegen die eigene Würde und verleugnet die Christinnen und Christen aufgetragene internationale Solidarität mit allen Menschen.
Urteilen
Die Verführung von Menschen zur Menschenverachtung und zur Selbstschädigung entspricht der von Jesus im Matthäusevangelium ausgesprochenen Warnung: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Es muss zwar Verführung geben; doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet.“ (Mt 18,6f.) Wir betonen mit großem Nachdruck, dass für unsere Bewegungen die Beachtung der Menschenwürde, der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit die fundamentalen Voraussetzungen für eine gerechte und menschenwürdige Gesellschaft darstellen. Als einen der Gründe für die Verführbarkeit so vieler Menschen sehen wir, wie eine große Anzahl unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger mit ihren Zukunftssorgen und in ihrer materiellen Not von der Politik nicht mehr wahrgenommen, ja bewusst ignoriert wird. Rechtspopulismus und Rechtsextremismus profitieren von einem toxischen Gemisch aus Frustration über und Protest gegen das schlechte Krisenmanagement vieler Regierungen. Umso attraktiver erscheinen in unserer Zeit des forcierten Klimawandels, der permanenten Gefährdung der globalen Friedensordnung und tiefgreifender wirtschaftliche Transformationsprozesse die sogenannten „einfache Lösungen“, wie sie Donald Trump, Wladimir Putin, Marie Le Pen und viele andere Populisten propagieren. Sie schwächen und zerstören Rechtsstaatlichkeit und Demokratie und beschädigen so dauerhaft die Rahmenbedingungen für das Wachstum sozialer Gerechtigkeit, die allein menschenwürdige Arbeit ermöglicht.
Handeln
Unsere Berufung als christliche Arbeiterinnen und Arbeiter ist die Entwicklung und Gestaltung einer Gesellschaft, in der jeder Mensch mit allen anderen würdig leben und arbeiten kann. Wir sind davon überzeugt, dass eine der Demokratie und ihren Grundrechten dienende Politik auf Kompromissbereitschaft, Integrationsfähigkeit und dem Willen, politische Gegensätze sowie kulturelle Gräben zu überwinden, beruht. Daher widmen wir uns in der Nachfolge Jesu Christi mit aller Kraft dem Schutz und der Weiterentwicklung der Demokratie. Wir kämpfen zusammen mit allen politischen und zivilgesellschaftlichen Kräften „guten Willens“ für eine demokratisches und der Würde des Menschen und seiner Arbeit verpflichtete Weltgemeinschaft.
Diese Nachricht wurde geschrieben von Stefan-B. Eirich
KAB Deutschland