Wiederum in Rom trafen wir uns mit etwa 150 Teilnehmern aus mehr als 65 Ländern. Gerufen von den „heiligen Rechten“ der Erde (Tierra), des Himmels (Techo) und der Arbeit (Trabajo) (die 3 T), welche fortlaufend brutal auf dem gesamten Planeten verletzt werden. Von neuem kam der Aufschrei der Volksbewegungen, dass eine andere Welt möglich ist, mit der Möglichkeit bessere Menschen zu werden.
In einer Welt voller Konflikte, tiefgreifender Ungleichheiten und ökologischer Unhaltbarkeit ist menschenwürdige Arbeit ein Weg zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Wie die Weltkirche1 bestätigt, bedeutet menschenwürdige Arbeit den Zugang zu freier, kreativer, partizipativer und solidarischer Beschäftigung, zu Land und einem Dach über dem Kopf, der es jeder und jedem ermöglicht, das tägliche Brot in Würde zu verdienen. Es ist auch die Gewissheit, dass wir uns gemeinsam um unseren Planeten kümmern und diese Welt bewohnbarer und schöner machen können. Menschenwürdige Arbeit ermöglicht es uns, gemeinsam als Volk den Weg zu einem würdigeren Leben zu beschreiten. Der Zugang zu Arbeit für alle ist eine unveräußerliche Priorität.
Wir machen uns den Aufruf von Papst Franziskus zu eigen, engagiert zu bleiben, indem wir gemeinsam auf diesen drei Wegen voranschreiten: Dialog zwischen den Generationen, Bildung und Arbeit.2
Wir verurteilen den Ausschluss vieler Arbeitsmigranten von Arbeits- und Sozialrechten. Beschäftigten in wesentlichen Diensten mangelt es oft an ausreichender sozialer Anerkennung und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, wobei letztere, insbesondere vor dem weltweiten Hintergrund steigender Preise und einer galoppierenden Inflation, die zu einer weiteren Verarmung erwerbstätiger Familien führt, weder die Deckung der Grundbedürfnisse gewährleisten noch sind sie mit dem Bedarf an persönlicher und familiärer Fürsorge vereinbar.
“Informelle" Arbeit unterbindet die persönliche, familiäre und gemeinschaftliche Entwicklung und gefährdet die Grundprinzipien, auf denen der soziale Zusammenhalt, die Koexistenz und die soziale Gerechtigkeit beruhen. Sie lässt keine kollektiven sozialen Errungenschaften zu und bietet vielen Menschen, insbesondere Jugendlichen und Frauen, keine Zukunftsperspektiven.
UNIVERSELLE GESCHWISTERLICHKEIT MIT WANDERARBEITENDEN UND FLÜCHTLINGEN LEBEN
Wanderarbeitnehmende und Flüchtlinge werden in ihren Zielländern ausgebeutet und diskriminiert. Es ist notwendig, nachhaltige Entwicklung zu fördern und die Würde aller Menschen, einschließlich der Wanderarbeitenden, zu gewährleisten. 2022 waren weltweit mehr als 100 Millionen Flüchtlinge (Quelle: UNHCR) gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen, um ihrer Angst vor Verfolgung und Gewalt durch Konflikte und Bürgerkriege zu entkommen. 2021 lag die Zahl der Antragstellenden auf Flüchtlingsanerkennung in Japan bei 2.413. Infolge des Flüchtlingsanerkennungsverfahrens wurde 654 Ausländer:innen der Aufenthalt in Japan gestattet. Davon wurden nur 74 Ausländer:innen als Flüchtlinge anerkannt, 580 wurden nicht als Flüchtlinge anerkannt, durften aber aus humanitären Gründen in Japan bleiben. Die Zahl der in Japan lebenden Ausländer:innen beträgt 2.961.969 (Stand Ende Juni 2022).
Ein Tag, der stark in der Geschichte der Arbeiterbewegung verwurzelt ist.
1910 wurde in Kopenhagen auf der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz, an der rund 100 Frauen aus 17 verschiedenen Ländern teilnahmen, die Idee eines "Internationalen Frauentags" verabschiedet.
Der erste Internationale Frauentag wurde im darauffolgenden Jahr, am 19. März 1911, gefeiert, um das Wahlrecht für Frauen, das Recht auf Arbeit und das Ende der Diskriminierung am Arbeitsplatz zu fordern.
Am 25. März kamen bei einem Brand während eines Näherinnenstreiks in einer Textilfabrik im New Yorker Stadtteil Triangle Shirtwaist 140 der 500 dort tätigen Arbeiterinnen ums Leben. Die meisten von ihnen waren italienische und jüdische Einwandererinnen aus Osteuropa, die in der Fabrik eingesperrt waren. Einige von ihnen waren erst 14 Jahre alt. Diese Tragödie in Zusammenhang mit der Ausbeutung von Arbeiterinnen, erregte großes Aufsehen und an sie wurde später, anlässlich der Internationalen Frauentage, die damals die Verbindung zwischen Frauenkampf und Arbeiterbewegung herstellten, erinnert.
Vom 24. bis 31. März 2023 kamen 75 Delegierte als Vertreter der Mitgliederbewegungen der Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer aus 25 Ländern auf vier Kontinenten in Lourdes (Frankreich) zu ihrer XIV. Generalversammlung zusammen.
Unter dem Motto "Soziale Gerechtigkeit in einer Wirtschaft für das Leben" teilten wir das Leben der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unseren Ländern und Regionen. Mit Hilfe der Methode des Sehen-Urteilen-Handelns analysierten wir die Ursachen und entschieden, welche Maßnahmen sowohl auf globaler als auch auf lokaler Ebene ergriffen werden sollten.
So stellten wir fest, dass die Hauptursache für die entmenschlichenden Situationen, die Arbeiter und Arbeiterinnen auf der ganzen Welt erleben, dieselbe ist: das hemmungslose Streben nach Profit. Dieses Streben nach Geld ist nicht nur für die Menschen verheerend, sondern zerstört auch die Umwelt und ist Raubbau an Mutter Erde. Die Zukunft der gesamten Menschheit steht auf dem Spiel.
Da diese Versammlung in Frankreich stattfand, inmitten einer sich verschärfenden sozialen und gewerkschaftlichen Mobilisierung, solidarisierten wir uns mit den französischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die für die Einhaltung ihrer Arbeitsrechte kämpfen, die von der aktuellen Regierung bedroht werden, die das Rentenalter anheben und damit ihre Lebensqualität beeinträchtigen will.
Wir haben uns u.a. mit der Situation von Migranten auseinandergesetzt, insbesondere von jungen Menschen, die ohne Zukunft im eigenen Land gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Dabei riskieren sie oftmals ihr eigenes Leben und lassen ihre Familien verschuldet zurück, wie kürzlich bei dem tragischen Brand in einem sogenannten "Aufnahmezentrum“ in Ciudad Juárez, Chihuahua, Mexiko, bei dem 40 guatemaltekische Migranten ums Leben kamen.
Wir haben auch die bewundernswerte Arbeit all dieser Menschen und insbesondere der Frauen hervorgehoben, die durch ihren Unternehmergeist und ihre Initiative versuchen, selbstständig Arbeit zu generieren und so ihre Lebensbedingungen im eigenen Land verbessern.
Wir wollten auch Männer und Frauen, die von ihrem Glauben an den auferstandenen Christus getragen werden, dazu ermutigen, ihren Kampf für mehr Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit fortzusetzen. In diesem Sinne möchten wir besonders junge Menschen auf der ganzen Welt darin bestärken, den Kampf für eine gerechtere Welt fortzuführen und sich selbst eine Zukunft aufzubauen.
Abschließend haben wir uns die Worte von Papst Franziskus zu eigen gemacht, der von der Notwendigkeit spricht, "eine neue Wirtschaft zu schaffen, die die Erde respektiert, eine Wirtschaft des Friedens, und eine Wirtschaft, die tötet, in eine Wirtschaft des Lebens zu verwandeln.“
Mögen uns Jesus, der Arbeiter, und die Jungfrau von Lourdes Licht und Kraft geben, um weiterhin für soziale Gerechtigkeit und eine Wirtschaft für das Leben zu kämpfen.
Lourdes, den 31. März 2023
- BOTSCHAFT DER WBCA ZUM 1. MAI 2023
- INFOR Juni 2022: Globalisierung
- 1. MAI 2022: COVID-19 LOCKDOWN UND SEINE AUSWIRKUNGEN AUF ARBEITNEHMENDE
- BOTSCHAFT ZUM WELTFRAUENTAG: «DIE HERAUSFORDERUNG, WEITERHIN DIE FÄDEN DES LEBENS IN DIE HAND ZU NEHMEN»
- INFOR Februar 2022: Weltweite ungleichheiten und arbeitslosigkeit
- Botschaft der WBCA zum Jahr 2021
- BOTSCHAFT ZUM TAG DES MIGRANTEN – 18. DEZEMBER: "LASST UNS BRÜCKEN BAUEN UND KEINE MAUERN!"
- GEBET ZUM WELTTAG FÜR MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT
- BOTSCHAFT ZUM WELTTAG FÜR MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT (7. OKTOBER 2021)
- INFOR Oktober 2021: Bilanz der Kampagne der "drei T" oder BWA: Boden, Wohnung und Arbeit
- INFOR Juni 2021: "Telearbeit und digitales arbeiten"
- Tod unseres Kameraden Juan Churats
- INTERNATIONALE BOTSCHAFT DER WBCA ZUM 1. MAI 2021
- 8. Marz 2021: “Frauen in Führungspositionen für eine Zukunft in Gleichberechtigung und Lebensfülle - im Spiegel der COVID-19 Pandemie"
- Internationalen Tag der Migranten/innen: "Was ist unsere menschliche und christiliche Verantwortung im Leben eines Migranten?"
- Vor allem anderen das Leben: Spezielle INFOR - Dezember 2020
- Gebet zum “Welttag der menschenwürdigen Arbeit“, 7. Oktober 2020
- Botschaft der WBCA - 7. Oktober - Welttag für menschenwürdige Arbeit
- Botschaft des WBCA zum 1. Mai 2020
- Botschaft von Papst Franziskus an populäre Bewegungen und Organisationen - Ostersonntag 2020