Wiederum in Rom trafen wir uns mit etwa 150 Teilnehmern aus mehr als 65 Ländern. Gerufen von den „heiligen Rechten“ der Erde (Tierra), des Himmels (Techo) und der Arbeit (Trabajo) (die 3 T), welche fortlaufend brutal auf dem gesamten Planeten verletzt werden. Von neuem kam der Aufschrei der Volksbewegungen, dass eine andere Welt möglich ist, mit der Möglichkeit bessere Menschen zu werden.
Das Treffen, angeregt durch Papst Franziskus und einberufen durch Justitia et Pax gemeinsam mit dem Organisationskomitee der Volksbewegungen, war wiederum ein schönes Geschenk und eine großartige Begegnung. Frauen und Männer, die aus verschiedenen Kämpfen, Kulturen und Religionen stammen, mit großem Durst nach Recht und Solidarität, nach Veränderung und Hoffnung ---„Soziallyriker“ nach den Worten von Papst Franziskus. Das dritte Treffen der Volksbewegungen war „ein Zeichen der Zeit” für alle Anwesenden, aber auch für alle, die an die Kraft der Menschen glauben, an die Schlüsselrolle in den Veränderungsprozessen unserer Gesellschaften.
Diesmal haben wir, neben den anderen Vertretern, mit mehreren Delegierten des WBCA teilgenommen, Xarvier ACO/Frankreich, Manolo HOAC/Spanien, Edilma MTC/Guatemala, Ramon MTC/Dominikanische Republik, Schwester Josefa MTC/Cuba, Manolo Copé Koordinator der EBCA und eine Begleiterin.
Durchgeführte Arbeiten
„Die Tage verliefen in einem respektvollen Klima, in Toleranz und demokratischem Dialog zwischen Frauen und Männern der unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Religionen und Ideologien. Man debattierte außerdem über ein menschenwürdiges Leben, auf das jedes menschliche Wesen ein Recht hat, und über Arbeit und gerechten Lohn, bei dem die Personen nicht Instrumente der Mächtigen sind, sondern alle vereint erreichen wir die harte Realität unserer Bevölkerung, auferlegt durch die Kultur des Egoismus, zu verbessern.“ (Maria Josefa MTC/Cuba)
Bei dem Treffen hat man unterschiedliche Gespräche geführt und Überlegungen angestellt zu Fragen, die das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigen. Die drei T (siehe Absatz 2 Erde, Himmel, Arbeit – Anm. d. Ü.) erschienen sehr stark in den Arbeitsgruppen und in den Debatten, weil die Notwendigkeit besteht in der Öffentlichkeit darauf zu dringen, den Menschen drei Grundbedingungen für ihr Überleben anzubieten: kultivierbares Land, würdige Arbeit, aber auch ein Sozialeinkommen, das es den arbeitslosen Arbeitern und ihren Familien ermöglicht mit einem Minimum an Würde zu leben sowie Wohnungen und Stadtteile mit einer akzeptablen Größe für die Menschen und ihre Familien, mit Bedingungen und Infrastruktur, die das Wohnen, die Gesundheit, Erziehung oder Kultur ermöglichen.
Neben den drei T haben wir drei grundsätzliche Situationen im internationalen Panorama entworfen. Das sind die drei Felder: Bevölkerung und Demokratie, Territorium und Natur, Flüchtlinge und Vertriebene. Ich zeige einige Empfehlungen auf. Im ersten Fall wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, im Hinblick auf die zerbrochenen Demokratien, die Bevölkerung an den Entscheidungen zu beteiligen. Die Erstellung einer „Agenda der Sozialbewegungen“, welche auf die Regierungen Einfluss nimmt, eine Demokratie der Mitbeteiligung und des Dialogs mit den öffentlichen Einrichtungen zu fördern.
Angesichts der riesigen ökologischen Krise mit vielfältigen Konsequenzen für die Menschen ist die Antwort darauf, wie sie der Papst nennt, die „integrale Ökologie“. Der Schutz der „Mutter Erde“, die Vorschläge: Netze der weltweiten Arbeit zu erstellen um Maßnahmen zum Schutz der Umwelt zu planen und zu schaffen, die Praktizierung des dreifachen R: «Reduzieren, Wiederbenutzen (Reutilizar), Recyceln um in der Praxis Änderungen zu veranlassen und die Umweltverschmutzung zu verringern». Oder die Forderung der «Anwendung des Rechtes der festgelegten Beratung in der Resolution 169 der OIT [über indigene Menschen und Stämme], gleich für welche durchzuführende Maßnahmen in ihren Territorien» .
In Bezug auf das Drama der Migranten und Flüchtlinge ist die Zwangsmigration ein «unmenschlicher Akt» aufgrund der «Belästigung, der Diskriminierung und der Kriminalisierung durch die Autoritäten der Länder, in die wir kommen». Die Kultur der Brüderlichkeit, des Willkommens, erfordert die Existenz «eines universellen Bürgertums», die Schaffung eines Weltfonds bei den Vereinten Nationen, welcher einen unmittelbaren Eingriff bei einer risikoreichen Situation ermöglicht oder die internationale Anerkennung der Migranten und Vertriebenen aus Gründen des Hungers und der Wirtschaft auf Grundlage der Statuten als «Flüchtlinge ».
Teilen wir die Erfahrung der großartigen Kämpferinnen und Kämpfer. Ich möchte Vandana Shiva hervorheben, bekannte Ökofeministin, die anführt, dass «alle, die die Natur und die Rechte der Menschen verteidigen, Verfolgte sind». Wegen dieser zusätzlichen Schwierigkeiten wies Shiva darauf hin so „zu leben wie Gott es uns geboten hat, die Erde und die Schöpfung zu respektieren“. Jeder von uns ist „Erde. Wir sind nicht getrennt von ihr. Die Mächtigen erstellten eine Spaltung, die Öko – Apartheid genannt wird: in unserem Bewusstsein und in der Realität, Menschen ohne Häuser und Land zu schaffen. Die Revolution führt zu unserem gemeinsamen Haus zurück, der Erde, wie es der Papst sagt. Aber einmal in diesem Haus müssen wir ihm treu bleiben“.
Die Teilnahme des Expräsidenten Mujica ist ebenfalls hervorzuheben, unzweifelhaftes planetarisches Vorbild auf Grund seiner Kohärenz und Schlichtheit. „Der notwendige kulturelle Wechsel“ stach uns bei seiner Intervention hervor, der kulturelle Wechsel, der bis zu den strukturellen Wechseln geht, die nicht das Verhalten der Menschen verändern, und deshalb plante er eine Kultur «zwecks Aufhebung der kapitalistischen Werte», deren Stempel der Markt ist, «der den Großteil der Entscheidungen bestimmt».
Vorschläge für Maßnahmen
Das Ergebnis des Treffens waren drei Dokumente:
- Vorschläge zu den Aktionen zwecks Veränderung
- Die Synthese der Arbeiten des Treffens, die die Vorschläge der Veränderungsaktion begründen und vertiefen.
- Die 41 Anträge und Anfragen an den Papst, die Autoritäten und die Bevölkerung der Länder zu den bestimmten Situationen und Problemen.
Die Vorschläge zu den Aktivitäten der Veränderung waren das verbindlichste Papier des Treffens. Es bestätigt, «dass die gemeinsame Ursache und Struktur der gesellschaftlichen Umweltkrise die Tyrannei des Geldes ist, d.h. ein herrschendes kapitalistisches System und eine Ideologie, die nicht die Menschenwürde respektiert». Die Beauftragte, die Schlussfolgerungen Papst Franziskus und allen Teilnehmern des Treffens mit dem Papst vorzulesen, war unsere Kollegin Edilma der MTC aus Guatemala.
Das sind die sieben Vorschläge:
- Wir wollen an Berta Caceres, Sprecherin unseres ersten Treffens, erinnern, ermordet wegen der Auslösung von Prozessen der Veränderung, und wir fordern das Ende der Verfolgung aller Kämpfer für die Menschen. Wir Menschen verteidigen das Recht des Friedens auf der Grundlage der sozialen Gerechtigkeit.
- Aufgrund des Strebens nach einer Demokratie der vollen Beteiligung, schlagen wir die Erstellung konstitutioneller Mechanismen vor, die den wirksamen Zugang der Bevölkerung garantieren, indigener Gruppen und Bevölkerungsorganisationen, zwecks Teilnahme an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen.
- Auf der Grundlage des globalen Zieles des Gemeinwohls der Natur, lehnen wir die Privatisierung des Wassers ab und fordern es als öffentliches Gut zu betrachten, auf der Ebene der Erklärung der Vereinten Nationen, so dass keinem Menschen der Zugang entzogen werde.
- Bei der Durchführung einer integralen und menschlichen Agrarreform schlagen wir ein Verbot der Patentierung und der genetischen Manipulation in allen Lebensbereichen vor, insbesondere in Bezug auf die Samen. Wir bestätigen die Verteidigung der Hoheit der Nahrungsmittel und das Menschenrecht auf eine gesunde Ernährung, ohne Agrargifte, um die schwerwiegenden Probleme der Ernährung, unter denen Milliarden von Menschen leiden, zu beenden.
- Im Hinblick auf eine gerechte Reform der Arbeit, die den vollen Zugang zu einer würdigen Arbeit garantiert, schlagen wir ein allgemeines soziales Einkommen für alle Arbeitnehmer vor, seien sie im öffentlichen, privaten oder bürgerlichen Sektor tätig.
- Hinsichtlich einer umfassenden städtischen integrierenden Reform, die den Weg zu einer Wohnung und einem Lebensraum garantiert, schlagen wir die Unverletzlichkeit der familiären Wohnung vor, um die Wohnungsräumungen auszumerzen und die Familien nicht ohne Obdach zurückzulassen.
- Um Brücken zwischen den Menschen zu errichten, schlagen wir eine universale Staatsbürgerschaft vor, ohne die ursprüngliche Identität zu kennen, somit die Mauern des Ausschlusses und der Xenophobie niederzureißen, und die würdig zu empfangen, welche sich gezwungen sehen ihre Heimat zu verlassen. Wir sind aufgefordert «gemeinsam mit Franziskus für diese Ziele zu arbeiten, dass diese Empfehlungen Wirklichkeit werden, als durchsetzbare und geachtete Rechte auf lokaler Ebene, nationaler wie internationaler.» Wir ermutigen die lokalen Kirchen, die Botschaft des Papstes zu verwirklichen
Ja, wir werden begleitet!
“Man wird sich öfter irren …aber es ist die Liebe, die ein würdiges Leben ermöglicht“. «Ich beglückwünsche Euch, ich begleite Euch, ich bitte Euch weitere Wege zu öffnen und zu kämpfen. Das gibt mir Kraft, es gibt uns Kraft… es wird Wurzeln schlagen» sagte Franziskus, indem er sich auf die aufgezeigten Arbeiten berief.
Viele Worte von Papst Franziskus unterstützen uns auf unserem Weg. Ich lade Euch ein aufmerksam den Text des Papstes zu lesen, den wir aus Platzmangel nicht wiedergeben können, aber ein Teil der Beiträge sind wie ein Hauch frischer Luft, die uns hilft über die Schwierigkeiten nachzudenken.
«Die ungerechte Struktur, die alle Ausgrenzungen verknüpft, unter denen ihr leidet, kann sich verhärten und in eine harte Peitsche verwandeln (…) die versklavt und die Freiheit stiehlt, ohne Erbarmen geißelt und andere fortwährend bedroht, um alle wie Vieh zu behandeln bis dahin, das Geld zu vergöttern. Wer regiert also? Das Geld! Wie regiert es? Mit der Peitsche der Angst, mit Ungerechtigkeit, mit wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und militärischer Gewalt, was mehr und mehr Gewalt mit einer Abwärtsspirale ohne Ende hervorbringt. Wie viel Schmerz und wie viel Angst! Das ist – wie ich es vor kurzem sagte – ein grundlegender Terrorismus, der eine globale Kontrolle des Geldes über die Welt ausstrahlt und die Menschheit bedroht. (…) Der Terrorismus beginnt «wenn Du die Großartigkeit der Schöpfung, Mann und Frau verschmäht hast und an deren Stelle das Geld gestellt hast». Dieses System ist terroristisch. Die Gesamtheit des DSI (?) und die Lehre seiner Vorgänger «rebellieren gegen die Ideologie des Geldes, welches regiert, an Stelle zu dienen, die Menschheit tyrannisiert und terrorisiert». Gegen «den kalten Atem der Angst» steht die Barmherzigkeit, d.h. Liebe zu den Menschen, bewegt durch das Leiden des Anderen, um zu reagieren und der Erstellung einer neuen Menschheit zu beginnen.
Papst Franziskus führt seinen Ruf nach den „3 T,“ durch dessen demütige Intelligenz «ein Brückenprojekt der Menschen gegen das Mauerprojekt des Geldes bevorzugt » und «auf eine umfassende menschenwürdige Entwicklung zielt» gegen die Verkümmerung der Moral durch dieses Systems, welches die umfassende menschenwürdige Entwicklung verhindert, indem es einen Hyperkonsum, eine enorme Lücke der Ungleichheit und eine tiefe Schädigung des «gemeinsamen Hauses» erbringt. Gegen das Gefühl der Scham über das Drama der Migranten, der Flüchtlinge und Vertriebenen «als Konsequenz eines ungerechten sozioökonomischen Systems und den kriegerischen Konflikten, die wir nicht anstreben» … verlangt Franziskus von den Aktivitäten des Volkes, welche «diese spezielle Solidarität ausüben, die unter denen, die gelitten haben, vorhanden ist (…). Vielleicht öffnen sich durch euer Beispiel und Drängen die Augen einiger Staaten und internationaler Organisationen und ergreifen die notwendigen Mittel um» die Menschen «aufzunehmen und zu integrieren. Beispiel zu geben und zu fordern ist ein Weg, sich in die Politik einzumischen» welchen Franziskus ergänzt sehen möchte mit «sich einzumischen in die großen Diskussionen.» Im Zusammenhang mit dem Satz, den er häufig wiederholt «die Politik ist die höchste Form der Wohltätigkeit, der Liebe» aber gleichzeitig zeigt er zwei Gefahren zwischen den Beziehungen der Bewegungen des Volkes und der Politik: «Sich korrumpieren lassen» wie durch die unkritische Akzeptanz der Sozialpolitik für die Armen, aber ohne die Armen «das Elend begrenzt ausschließlich durch Administratoren»; das ist ein Verbrechen, von dem Nichts und Niemand frei ist. Wogegen das beste Gegenmittel ein Leben im Dienste an den Anderen ist, mit Ehrlichkeit und mit «einem starken Bewusstsein der Strenge und Demut». Diese Strenge ist moralisch und menschlich und «es ist die Lebensart meines Lebens und meiner Familie »
Der Beitrag des WBCA.
Was für die Arbeiter und die Volksgruppen wichtig ist, ist die Analyse und die konkreten Vorschläge mit dem Ziel zu Lösungen zu kommen. Eine Kirche, die sich öffnet und auf die benachteiligten Personen hört, und auf die Personen sieht, die trotz der schwierigen Situationen, die sie erleiden, aufrecht stehen. Für unsere Bewegungen müssen wir aufmerksam sein für das, was in den anderen Ländern vor sich geht, auf denen Situationen lasten, die für viele Personen kaum schmerzhafter sein können, obwohl sie aufrecht stehen und mit Würde kämpfen…Es ist unsere Aufgabe, Alternativen für diese Situationen vorzuschlagen.“ (Xavier ACO/Frankreich)
“Alle, die wir teilgenommen haben, besitzen Hoffnung, Kreativität, Utopie… Wir sind überzeugt von der Notwendigkeit der Teilnahme der Bevölkerung am politischen Leben mit der Überzeugung, dass diese Welt sich ändert und verändert.“ (Manolo HOAC/Spanien)
“Diese Tage führten zur Konkretisierung, dass es möglich ist Ellenbogen an Ellenbogen zu arbeiten, Gläubige und Nichtgläubige, mit denen uns der gleiche Durst nach Gerechtigkeit verbindet, mit den gleichen Zielen, diese Welt zu einem liebevolleren Ort zu machen … Ich bin hier als Koordinator des EBCA, weil aufgrund des europäischen Koordinationsraumes wir von der Notwendigkeit überzeugt sind, die Einsicht in die kontinentalen Charakteristiken zu haben. Ich übernehme den Auftrag, weiterhin diese Wirklichkeit in Europa zu konkretisieren.“ (Manolo Copé Koordinator WBCA)
Der Beitrag von WBCA bei diesen Treffen, aber auch die zukünftige Arbeit die wir als internationale Bewegung haben, ist fundamental.
- Lesen und Nachdenken in unseren Bewegungen über die Beschlüsse des Treffens und in jedem Kontinent, in jedem Land. Schauen, wie wir gemeinsam arbeiten können, ist eine erste Aufgabe.
- in Bezug auf den Vorschlag 5 der Beschlüsse des Treffens, „die Notwendigkeit einer gerechten Reform, die den vollen Schritt zur würdigen Arbeit garantiert, schlagen wir vor, ein universales Sozialeinkommen einzuführen, für alle Arbeitnehmer, sei es im öffentlichen, privaten oder bürgerlichen Bereich“, das ist im absoluten Gleichklang mit der Arbeit, die wir in den vergangenen Jahren beim WBCA durchgeführt haben. Es ist entscheidend, in dieser Aktionslinie in den folgenden Jahren fortzufahren und dass wir die Kampagne, die wir am 7. Oktober begonnen haben, überall wo wir sind, präsentieren.
- im Juli 2017 werden wir unser Welttreffen durchführen, wir haben die Möglichkeit, die Beiträge von Papst Franziskus und die Anfragen mit aufzunehmen, was uns ermöglicht, den zukünftigen Arbeitsplan des WBCA zu konkretisieren.
Charo Castelló, Aktiv bei HOAC, stellvertretender Präsident der Christlichen Weltbewegung der Arbeit und Mitglied des Organisationskomitees des Volksbewegungstreffens.