Vor allem anderen das Leben: Spezielle INFOR - Dezember 2020
Die meisten Bewegungen analysieren diese Zeit der Epidemie als eine verschärfung der krise, die lange Zeit durch das neoliberale System hervorgerufen wurde: ein System, das die Schwächsten und Kleinsten vernichtet. COVID-19 vergrößert nur Leid, Angst und Armut. Und die die ersten Opfer sind die Arbeiterinnen und Arbeiter, und unter ihnen die Schwächsten: Migrantinnen und Migranten, Frauen, Jugendliche, Arbeiter/innen im informellen Sektor... All dies erinnert uns an die Weisung des Propheten Amos: «Die ihr das Recht in Wermut verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden stoßt».
Botschaft der WBCA - 7. Oktober - Welttag für menschenwürdige Arbeit
Menschenwürdige Arbeit steht im Mittelpunkt der vier strategischen Ziele der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) in Bezug auf die Rechte bei der Arbeit; insbesondere derjenigen, die in der 1998 beschlossenen Erklärung über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit und ihren Folgemaßnahmen als grundlegend betrachtet werden.
Die IAO hält eine Wirtschaftspolitik für erforderlich, die die Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen fördert, die informelle Arbeit verringert, Kinderarbeit und Sklaverei sowie alle Formen der Diskriminierung bekämpft. Darüber hinaus ist es unerlässlich, Jugendbeschäftigung zu fördern, den sozialen Schutz auszuweiten und zu verbessern, die allgemeine und berufliche Bildung zu unterstützen und die Rechte der Arbeitnehmer/innen zu stärken.
Dies umfasst, dass Frauen und Männer weltweit Zugang zu einer angemessen vergüteten Beschäftigung haben sollten, die unter Bedingungen der Gleichheit, Freiheit, einschließlich Vereinigungsfreiheit in Gewerkschaften, und völliger Sicherheit ausgeübt wird, um ein menschenwürdiges Leben zu gewährleisten.
Menschenwürdige und produktive Arbeit ist das Hauptinstrument zur Überwindung von Armut, von der Millionen arbeitender Männer und Frauen auf der ganzen Welt betroffen sind. Sie ist von grundlegender Bedeutung für den Aufbau demokratischer Gesellschaften und die Bekämpfung jeglicher Form von Ausgrenzung.
An diesem internationalen Tag, dem 7. Oktober, ist es Zeit, unsere Überlegungen über das Recht auf menschenwürdige Arbeit für alle zu stärken.
Botschaft des WBCA zum 1. Mai 2020
Am1. Mai, dem Internationale Tag der Arbeit, gedenken wir als globale Arbeiterbewegung:
Der Befreiungstat der gemarterten Arbeiter von Chicago, USA, 1884: Wir erinnern uns derjenigen, die während der Tage des Protests, der Streiks und des Boykotts vom 1. bis 4. Mai 1884 einen Acht-Stunden-Tag forderten: "acht Stunden für die Arbeit, acht Stunden für zu Hause und acht Stunden für den Schlaf" (Amerikanische Föderation der Arbeit).
Unserer Verpflichtung als christliche Arbeiterbewegung: Sich für den Kampf aller Arbeiter und Angestellten auf dem Land und in der Stadt einzusetzen, mit dem Ziel eines würdigen Lebens mit einer angemessenen Arbeitszeit, einem gerechten Lohn und menschenwürdigen Bedingungen am Arbeitsplatz.
Botschaft von Papst Franziskus an populäre Bewegungen und Organisationen - Ostersonntag 2020
An die Brüder und Schwestern der sozialen Volksbewegungen und -organisationen
Liebe Freunde,
Ich erinnere mich oft an unsere Treffen: zweimal im Vatikan und einmal in Santa Cruz de la Sierra, und ich möchte Ihnen gern sagen, dass diese "Erinnerung" mir gut tut und mich Ihnen näher bringt. Sie lässt mich an die vielen Dialoge während dieser Treffen denken und an die zahlreichen Hoffnungen und Träume, die dort geboren wurden und sich entwickeln konnten, und vieles von alldem wurde schließlich tatsächlich Wirklichkeit. Jetzt, mitten in dieser
Pandemie, denke ich in ganz besonderer Weise an Sie und ich möchte Ihnen gern nahe sein. In diesen Tagen, die von großen Ängsten und Schwierigkeiten geprägt sind, sprechen viele mit Kriegsmetaphern über die Pandemie, unter der wir leiden. Wenn der Kampf gegen COVID-19 ein Krieg ist, dann sind Sie eine wirkliche, unsichtbare Armee, die in den gefährlichsten Schützengräben kämpft. Eine Armee mit keiner anderen Waffe als der Solidarität, der Hoffnung
und dem Sinn für Gemeinschaft, der in diesen Tagen aufblüht, in denen sich niemand allein retten kann. Sie sind für mich, wie ich Ihnen schon bei unseren Treffen sagte, wahre soziale Poeten, die mit kreativer Kraft menschenwürdige Lösungen für die drängendsten Probleme der Ausgeschlossenen erdenken und umsetzen, die bis in die vergessenen Randgebiete unserer Gesellschaft hinein reichen.
Ich weiß, dass sie oft nicht die Anerkennung bekommen, die Ihnen gebührt, denn für das herrschende System sind sie wirklich unsichtbar. Die Lösungen der Marktwirtschaft erreichen den Rand der Gesellschaft nicht, und Hilfe und Schutz durch den Staat sind dort nur spärlich vorhanden. Auch Sie haben nicht die Mittel, die notwendig wären, um Ihre Aufgabe zu erfüllen. Man betrachtet Sie voller Misstrauen, weil Sie die bloße Philanthropie mit Hilfe der
gemeinschaftlichen Organisation überwinden oder weil Sie Ihre Rechte einfordern, anstatt nur resigniert zu warten, ob vom Tisch derer, die die wirtschaftliche Macht haben, vielleicht das ein oder andere Almosen zu Ihnen hinabfällt. Oft beißen Sie wütend und ohnmächtig die Zähne zusammen, wenn Sie auf die anhaltenden Ungleichheiten schauen, die selbst dann weiterbestehen, wenn es keine Ausreden mehr gibt, welche die Privilegien rechtfertigen könnten. Sie bleiben jedoch nicht in der Klage stecken: Sie krempeln die Ärmel hoch und arbeiten weiter für Ihre Familien, Ihr Umfeld und das Gemeinwohl. Diese Haltung, die ich bei Ihnen erlebe, hilft mir, fordert mich heraus und lehrt mich viel.