‘’Wir brauchen eine Veränderung. Wir wollen eine wirkliche Veränderung, eine Veränderung der Strukturen... Dieses System ist nicht mehr hinzunehmen, die Bauern ertragen es nicht, die Arbeitnehmer ertragen es nicht, die Gemeinschaften ertragen es nicht, die Völker ertragen es nicht, und ebensowenig erträgt es die Erde...“
Papst Franziskus
Wir als Delegierte der Basisbewegungen, sind zum Regionalseminar des WBCA vom 24. bis 31. Juli 2016 ’’Für eine gerechte, brüderliche und nachhaltige Gesellschaft’’ zusammengekommen; Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit oder ohne Arbeitsplatz, aus Salvador, Guatemala, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Martinique, Québec (Kanada) , Haiti, Brasilien und der Dominikanischen Republik, aus komplexen Gesellschaften und Gemeinschaften, begrüßen auf brüderliche und solidarische Weise alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die wie wir eine gerechte, brüderliche und nachhaltige Gesellschaft aufbauen wollen.
In diesem Seminar haben wir mehr über die verschiedenen Realitäten unserer Völker erfahren und die stetigen Verletzungen der Menschrechte und der wirtschaftlichen und kulturellen Rechte sowie über die Ausbeutung von Mutter Natur. Die verschiedenen Staaten haben Abkommen, Erklärungen und Resolutionen unterzeichnet, in denen sie sich verpflichten, diese Rechte zu garantieren. Doch leider scheinen das nur leere Worte zu sein.
Ebenso haben wir festgestellt, dass diese Staaten in ihrer Exekutive, Legislative und Judikative mit permanent korrupt handelnden Akteuren in den Staatsorganen, die materiellen und intellektuellen Urheber dieser immer wiederkehrenden Verletzungen der Rechte der Bevölkerung und vor allem der Schwächsten sind. Diese Verletzungen kommen u.a. im vollkommenen oder teilweisen Fehlen von Beschäftigungsquellen, in miserablen Löhnen sowie prekären Gesundheitssystemen, die Menschen ausschließen, zum Ausdruck. Solch eine Situation fördert den Migrationsfluss, verschlimmert die Armut und Verwundbarkeit und hält so für diese Männer, Frauen und Kinder eine miserable und unmenschliche Umgebung bereit.
Auch sehen wir u.a. eine Zunahme von stetiger innerfamiliärer Gewalt, Alkoholkonsum und des Konsums psychotroper Substanzen. Diese Überlegungen fordern uns auf, hinzusehen, zu verstehen und auf solidarische Weise zu handeln: Wir, Mitglieder der Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer im Licht des Evangeliums, der Soziallehre der Kirche, der Reflexionen und Orientierungen von Papst Franziskus, die uns auf der Suche und Bildung einer Gesellschaft nähren und erleuchten, deren Fokus die Menschen und der Schutz unserer Mutter Erde sein soll, erklären deshalb dass:
A) Wir Loma Miranda besucht haben und uns bewusst sind über die Bedeutung und Lebensnotwendigkeit des Wassers für die Bewohner der Region, die zwischen den Provinzen la Vega und monseñor Nouel liegt. Wir weisen auf das Recht auf Wasser hin, das in den Artikeln 11 und 12 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte der Vereinten Nationen anerkannt wird. Dieser besagt: Diese Rechte sind nach internationalem Recht inhärent, allgemeingültig und unveräußerlich.
B)Wir uns der Forderung der Einwohner, die im Komitee der vereinten Gemeinschaften für Wasser und Leben organisiert sind, an den dominikanischen Staat anschließen, die Entscheidung des Verfassungsgerichts in dem Urteil TC/0166/13 anzuwenden. Darin wird die Niederlegung der Arbeit in Loma Miranda bei der Firma Falconbridge Dominicana, S.A. (Xstrata Nickel Falcondo) ratifiziert und angeordnet, da es sich um Naturschutzgebiete handelt und die Umwelt, eines der höchsten Grundrechte, zerstört wird. So können alle juristischen und logistischen Mechanismen, die die Erhaltung dieses einzigartigen und wundervollen Ortes möglich machen, garantiert werden. Wir beharren auf der Notwendigkeit, den Schutz des Gebietes fortzusetzen und auf dem ratifizierten Kampf gegen den Bau einer Mine unter freiem Himmel durch das kanadische Unternehmen Falcondo Trata Nickel oder Fan-Cambridge. Denn diese Arbeiten schaden dem Leben und der Umwelt eines Ortes, der dem dominikanischen Volk gehört.
C) Die stetige Ungerechtigkeit, die Nichtanerkennung und die Diskriminierung, die die haitianischen Emigranten, Männer und Frauen ohne oder mit Dokumenten immer wieder erfahren, uns traurig stimmt und uns empört, besonders, wenn ihre Arbeitskraft zu einem bedeutenden Prozentsatz zur Landwirtschaft und anderen Posten beiträgt. Außerdem fordern wir von der dominikanischen Regierung, dass sie jegliche Maßnahmen ergreift, um die Rechte der haitianischen ArbeitnehmerInnen zu garantieren. Diese Forderung stellen wir auf Grundlage der internationalen Abkommen und der Würde des Menschen.
D) Wir uns mit solidarischem Geiste für die Freilassung der guatemaltekischen Anführer aussprechen, die in ihrem kontinuierlichen Kampf gegen die Errichtung des Wasserkraftwerks Santa Cruz in Huehuetenango der Aufhetzung und Entführung verdächtigt wurden. Außerdem fordern wir die Freilassung anderer Anführer, die immer noch in der Gemeinde San Pablo, im Bezirk San Marcos festgehalten werden. Sie stellen sich gegen die Errichtung des Wasserkraftwerks Hidrolasa, das mit ausländischen, spanischen Mitteln finanziert wird.
E) Wir im Fall von Mexiko die Forderungen der Arbeitnehmer im Bildungssektor in der Provinz Ayotzinapa unterstützen, die sich in den letzen Tagen in dem Streik widergespiegelt haben. Sie stellen sich gegen die für die Arbeitnehmer nachteilige neoliberale Reform der öffentlichen Bildungseinrichtungen, da sie ein Model von "Marktwerten" einführen soll und sie so jeder humanistischen Vision beraubt. Wir einen unsere Stimmen mit den angstvollen Stimmen der Familien der 43 Studenten der Lehrerfachschule in der Gemeinde Iguala, die zwischen dem 26. und dem 27. September des Jahres 2014 verschwunden sind. Und wir erheben unseren Schrei mit dem von Amnesty Internatio- Santiago de Chevaliers. Diese Staaten in ihrer Exekutive, Legislative und Judikative mit permanent korrupt handelnden Akteuren in den Staatsorganen Treffen INFOR / Februar 2017 11 nal, die erklärte, dass dieses Verschwinden ein Staatsverbrechen ist. Ziel ist es, dass die Ereignisse aufgeklärt und die Schuldigen verurteilt werden. Wir fordern auch, dass die Verfolgungen der Studenten und Arbeitnehmer im Bildungssektor aufhören.
F) Wir uns dem Schrei der Öffentlichkeit nach der Heiligsprechung von Monseñor Arnulfo Romero anschließen, welcher die Kraft und die Gewissheit fand, die gute Nachricht einer anderen Welt und die Hoffnung auf den lebendigen Christus, der uns alle begleitet, zu verkünden.
G) Wir unsere Solidarität mit den Männern und Frauen zeigen, die im Kampf gefallen sind, Märtyrer für den Schutz der Völker und ihrer Gebiete, wie im Fall von Berta Cáceres Flórez, eine anerkannte Umweltschützerin und Aktivistin der Gemeinde Lenca am Fluss Gualcarque in Peru. Sie wurde vergangenen März in ihrem Haus ermordet, weil sie sich gegen den Bau des Wasserkraftwerks von Agua Zarca gestellt hat. So auch Lesbia Urquia Urquia, die im Juni diesen Jahres ermordet wurde, weil sie sich für die Gebietsrechte gegen ausländische Firmen in diesem Schwesterland eingesetzt hat.
H) Wir die Mitglieder unserer verschiedenen Teams der WBCA ermutigen, die gesamthänderische Aufgabe, die jungen Menschen in diesem Kampf zu zentrieren, fortzuführen, denn sie sind die Zukunft unserer Bewegungen. Trotz der ständigen Ablenkungen in einer Welt des übertriebenen Konsums, nähern sie sich an und beginnen mit uns mitzulaufen mit dem Ziel, unsere Gesellschaft zu verändern und so der Welt zeigen, dass die Jugend im Stande ist, aus ihr einen gerechten, brüderlichen und nachhaltigen Ort zu machen... Als christliche Mitglieder der Bewegungen unserer Region, erheben wir unsere prophetische Stimme, um die Ungerechtigkeiten anzuklagen und die gute Nachricht zu verkünden, dass eine andere Gesellschaft möglich ist. Wir zeigen unsere Solidarität mit konkreten Aktionen, damit jeder Einzelne und jede Einzelne seine bzw. ihre Stimme mit den zivilen und kirchlichen Behörden erhebt, um Respekt vor den Gesetzen, den Abkommen, der Erde, und vor allem dem Leben aller Personen, zu fordern.
Verfasst in Santiago, Dominikanische Republik 30. Juli 2016